Performancebrunch 2022
Performance Brunch GSI
Der Performance Brunch lud ein, vielfältige Beiträge sowie Gaumenkreationen von Roland Adlassnigg zu genießen. Das Thema Erinnern und Erinnerungskultur wird mit verschiedenen künstlerischen Mitteln und Genres diskutiert und aufbereitet. Das Performance Brunch Format gibt es seit 2014 und bewegt sich in allen Ausgaben um die De-Konstruktion und Befragung des
Begriffs Heimat, sowie Traditionen und Brauch. Ein Raum zum Nachdenken und sich Austauschen wird eröffnet und Herz, Bauch, Hirn und Seele gefüttert. Kooperationspartner von Regina Picker ist in Vorarlberg “cie.bewegungsmelder”.
Zur Begrüßung: „Cards & Coins“
# TELEFONZELLEN
Konzept: cie.bewegungsmelder
Tanz: Brigitte Jagg, Stefanie Momo Beck, Patrick Mitrovic, Aleksandra Vohl,
Natalie Begle
Text: Daniela Egger
Komposition & Musik: Martin Grabher
Die Produktion „Telefonzellen“ rückt Vergessenes in den Fokus und bewegt
sich zwischen Nostalgie und Realität. Alltagsarchitektur wird genutzt, um
Kunst im Öffentlichen Raum zu erleben und bewusst daran teilzunehmen.
# GRAUZONEN
Lesung und Gespräch: Brigitte Herrmann
Menschen passen nicht in Schubladen. Sie sind nicht gut oder böse. Sie sind
Lesbe und Nazi, als Soldat an der Front und Künstlerin, sie leben in Wien und
Vorarlberg. Alles auf einmal oder hintereinander, so wie Stephanie Hollenstein, die in all diese Schubladen gesteckt wurde und wird. Ein Text soll die
Person zwischen den Stühlen greifbar machen, Grauzonen aufzeigen und
auch das Thema Schuld nicht ausklammern. Lesung und Gespräch zu einem Roman über die Vorarlberger Malerin.
In der Pause: „Strudelstrudel“
# 850 000 Trümmer der Erinnerung
Videoinstallation: Martin Weichselbaumer, Sabrina Kern
Performance im Video: Regina Picker
Der Titel des Projekts spielt auf die geschätzte Bauschuttmenge, die es in
Wien zu Kriegsende gab, an: 850 000 m³. Dem sogenannten Trümmerfrauen-Denkmal (Wien) wird ein nachgebautes, anderes „TrümmerfrauenDenkmal“ entgegengesetzt – die Figur auf dem Denkmal wird durch eine
Performer*in ersetzt. Das stumme, starre, (ver-) schweigende Denkmal wird
in Bezug zu einem living memorial, einem vielstimmig sprechenden, lebendigen, auch widersprüchlichen Denkmal gesetzt. Der Text, den die Performer*in spricht, ist poetisch ausgerichtet, stellt Fragen, eröffnet Assoziationsräume, dazwischen mischen sich immer wieder Zitate – aus wissenschaftlichen Arbeiten, aus Biografien, aus Texten. Das „Trümmerfrauen-Denkmal“
wird inhaltlich – historisch, politisch, ästhetisch – befragt und das Augenmerk auf das vergessene Thema „Frauen helfen siegen“* gelegt. * Anspielung auf den Titel des Buches: Frauen helfen siegen. Bilddokumente vom
Kriegseinsatz unserer Frauen und Mütter. Der Bildband wurde 1941 veröffentlicht, Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink schrieb das Geleitwort.
# Nawang Wulan: Metamorphose und Transformation
Lecture Performance: Bianca Mayasari Figl
Lässt sich das Flüchtige archivieren? Tanz, Theater, Puppenspiel. In der Auseinandersetzung mit dem Werk von Richard Teschner, einem Wiener Puppenspieler der 1920er Jahre, war diese Frage Aussgangspunkt bei der Entwicklung des Stücks “Nawang Wulan”. Teschner fand maßgeblich Inspiration
im javanischen Schattenspiel, das nachhaltig sein Figurentheater revolutionierte. Die europäische Moderne zeichnet sich durch eine durchgehende
Faszination mit dem “Exotischen” und “Fremden” aus, die allen Kunstformen
in Europa wichtige Impulse gab. Teschners Begegnung mit javanischen
Wayang-Puppen, revolutionierte sein Werk, das er von da an weiterentwickelte. Nawang Wulan, ein im javanischen Bewusstsein tief verwurzelter Mythos, bildete die Grundlage für sein erstes Stück. Heute befindet sich Teschners Nachlass im Theatermuseum in Wien. Museen als Erinnerungsorte materieller Archive, die oft nicht alles fassen können.
Brunch: „Block auf Block“
Dessert: Guggelhupf
Im Anschluss an das offizielle Programm verabschiedeten wir Brigitte Herrmann als langjährige Geschäftsführerin.
Vielen Dank für Dein professionelles und herzliches Engagement und alles Gute auf dem Weg zur erfolgreichen Schriftstellerin.
Fotos: Sarah Mistura