«onStage 2022»: Shared Spaces von Claudia Grava

Ein sinnliches, mit unterschiedlichen Blickwinkeln spielendes Tanzprojekt über das weibliche Rollenbild, seine Dekonstruktion und Neufindung. Entstanden in einer Medien und Genre übergreifenden Kooperation von Tanzschaffenden aus Argentinien und Österreich.

Ist es möglich, durch einen bewussten Fokus auf Körperteile, auf Blicke oder Bewegungen, die beim Tanzen erzeugte Spannung auf die andere Erdhalbkugel zu übertragen? Und zerfallen bei der Dekonstruktion von typischen Tangoelementen auch die damit verbundenen Rollenzuschreibungen?  Diesen Fragen stellen sich die Protagonistinnen des Kurzstücks „Shared Spaces“, indem sie sich digital wie analog auf Spurensuche begeben. Die in Buenos Aires aufgewachsene und heute in Hard lebende Choreografin und Tänzerin Claudia Grava verbindet mit den argentinischen Künstlerinnen Veronica Litvak und Liliana Tasso ein seit Jahren intensiv geführter Austausch. Wiederkehrendes Thema, das direkt in die szenischen Choreografien einfließt: Die Stellung der Frau, im Tango wie im Leben. Claudia Grava: „Unsere Gespräche haben gezeigt, wie unterschiedlich die Ausprägungen von Emanzipation sein können. Je nach Land, Kultur, Tradition. Uns war wichtig, Weiblichkeit zu zelebrieren und sie gleichzeitig über das Klischee der Tangotänzerin hinauswachsen zu lassen.“

Shared Spaces – gezoomt und live getanzt

In einer ersten Forschungsphase arbeiten die Tänzerinnen mit unterschiedlichen Frauenbildern und spüren gemeinsam den Ausdrucksmöglichkeiten von Körperteilen, Umarmungen und Blicken sowohl über die Sprache des Tangos als auch über die des zeitgenössischen Tanzes nach: Digital vernetzt, im technisch-kühlen Meetingmodus von Videokonferenz-Anbietern wie ZOOM experimentierend. Sie beschließen, das Projekt in drei Teilen in die Öffentlichkeit zu bringen. Nach der rein virtuellen Performance „In The Room“ aus Phase eins (Herbst 2021), die dazu einlädt, in die Intimität des weiblichen Universums zu spähen, teilt man sich nun bei „Shared Spaces“ Raum und Zeit: Dank Live-Übertragung zeitgleich in Argentinien und Vorarlberg. Dabei werden Tangoelemente dekonstruiert, aus Sicht des zeitgenössischen Tanzes interpretiert und neu zusammengesetzt. Der Blick auf den weiblichen Körper wird hinterfragt, neue Kamerawinkel schaffen neue Perspektiven, die Linse wird zum Tanzpartner der Frau: Diese muss sich einfinden, einfügen in die Tangosprache und gleichzeitig ihre eigene Ausdrucksform einfordern und entwickeln.

Die Aufführungen finden parallel statt. Tanz und Live-Musik in Vorarlberg werden nach Argentinien übertragen und die Performance aus Argentinien digital in das Alte Hallenbad nach Feldkirch gezoomt. Zwei Werke an verschiedenen geografischen Punkten verschmelzen somit simultan, Leinwand und Bildschirm dienen als Fenster zur jeweiligen Parallelwelt des Frauseins.

Gestaltung Fotomotiv: Marion Rhomberg

Shared Spaces
Idee, Choreografie, Künstlerische Leistung, Tanz: Claudia Grava, Veronica Litvak, Liliana Tasso
Musik: 
Yenisey Rodriguez, Daniel Vacs
Komposition: Daniel Vacs
Produktion: Simone Fürnschuß-Hofer«Shared Spaces» ist eine Produktion von tangissimo/otros amores und nach «In the Room» der zweite Teil der österreichisch-argentinischen Tanz-Trilogie

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